Eike Elser

Lebenshelfer

Posted in Bemerkenswert, Ungefiltert by ER on 12. Februar 2009

Das Tony Robbins – Syndrom

Wenn Sie sich also schon einmal Gedanken darüber gemacht haben, was Sie im Leben erreichen wollen und vor allem warum es noch nicht geklappt hat, dann sind Sie einem Herrn Robbins oder einem seinen Kollegen bestimmt schon begegnet.

Wer um alles in der Welt ist denn dieser Herr Robbins werden vielleicht einige fragen. Gut, er ist ein bekannter, hochdotierter Persönlichkeitstrainer – das muss jetzt aber wirklich reichen. Er schafft es dem eigenen Bekunden nach (ich hab nie eines seiner Trainings besucht, sondern nur seine Bücher gelesen), dass Menschen Ihre eingefahrenen Verhaltensweisen loswerden und ein angenehmeres Leben führen.

Klingt gut – oder?

Ist es aber nicht – was Herr Robbins macht ist schlicht und ergreifend Manipulation. Er verspricht Hilfe nach einem bestimmten Muster. Zunächst erfahren Sie allerdings warum Herr Robbins so toll ist und was er alles geschafft hat. Das weckt Begehrlichkeiten. Wohlgemerkt, Sie wollten vermutlich praktische Lebenshilfe – der Trainer beschäftigt sich aber damit sich selbst zu beweihräuchern.

Das kennen Sie aber schon (lang und reichlich -oder?): DU unten, ICH oben.

Er ist der Macher der sich mit Ihnen abgibt, Sie sind der Loser. Vereinzelt eingestreute Anekdoten helfen das Bild des bewundernswerten Herrn R. hochzuhalten.

„Ich werde nie den Tag vergessen, als mir, wie aus heiterem Himmel die Erkenntnis dämmerte, dass ich meinen Traum wirklich lebte. Ich flog gerade mit meinem Jet-Hubschrauber von einer Geschäftsbesprechung in Los Angeles nach Orange County zu einem meiner Seminare“

Ergebnis: Wir wissen jetzt er hat einen Hubschrauber (Toll) er hält Seminare, hat also Leute die Ihm huldigen (noch toller) er hat zunächst gar nicht daran geglaubt (wie bewegend) er ist also schlicht und ergreifend TOLL

„Als ich die Stadt Glendale passierte, fiel mir plötzlich ein großes Gebäude auf; ich drosselte die Geschwindigkeit des Helikopters und schwebte über der Stelle. Als ich hinunterblickte erkannte ich das Gebäude: Hier hatte ich vor knapp 12 Jahren noch als Pförtner gearbeitet.“

Zurück bleibt: Sie müssen es ihm gleichtun, um auch vom Pförtner zum Millionär (angenommen) zu gelangen, um glücklich und zufrieden zu sein. Noch mal zum mitdenken: Er legt eine Messlatte an, die höchstens ein verschwindend geringer Teil der Menschen auch nur annähernd erreichen kann.

Die Unzufriedenheit (Ihre natürlich) ist vorprogrammiert.

„Nein!“ sagen Sie, „das soll es nicht bedeuten, es geht darum seine Möglichkeiten zu erkennen. Diese Trainer wollen mir dabei helfen“.

„Falsch“ sage ich, Sie haben es wirklich nicht verstanden.

Richtig ist, dass man selbst das Schicksal in der Hand hält.
Richtig ist weiterhin, das es den Trainern idR nicht darauf ankommt, dass Sie ihr Ziel erreichen. Trainer werden für die Performance bezahlt, dafür, dass Sie Hoffnungen und Illusionen an die Menschen verkaufen, die glauben sie zu brauchen. Das geht nur so lange Sie nicht zufrieden ihren Traum leben. Also schmeißen Sie alle Lebenshilfewerke weg und fangen Sie endlich an mit eigenen Vorstellungen und Zielen zu arbeiten.

Dieses „Gut geht’s dem der von anderen bewundert wird und dazu brauchst du …“ ist nur die Neuauflage des Konkurrenzkampfes und Machtstrebens im täglichen Leben und dient lediglich dazu Sie als

• produktive Arbeitskraft (schaffe schaffe)

• Konsumenten (Kauf Dir Dein Selbstwertgefühl, „Nur hier, nur heute und supergünstig“)

• Abhängigen (von der Beurteilung anderer und vom Drogengleichen Wohlfühlrausch) zu gewinnen.

Dabei wird ihnen ein paradiesisches Leben in Aussicht gestellt. Also jetzt arbeiten und dann später Paradies – kapiert?! Ob Reli- oder EGOgion – die Machart und das Ziel der Macher sind immer gleich. Wenn Sie allerdings die Lebenshilfewerke nutzen, um sich ein Bild davon zu machen wie das Spielchen geht – dann lesen Sie ruhig weiter (sie haben ja auch nichts besseres zu tun).

Ach ja, ich habe angefangen nicht mehr zu lesen, sondern zu handeln ….. und wahrscheinlich lebe ich schon MEINEN Traum.

Eike Elser

Die Sache mit dem Konsum

Posted in Bemerkenswert, Ungefiltert by ER on 23. Januar 2009

Ich kenne die Auswirkungen des ungezügelten Konsums, sehe die Unsinnigkeit dieses Treibens, erkenne die Nutzlosigkeit des Überangebots und bin mir der Minderwertigkeit vieler Produkte bewusst. Doch wenn ich ehrlich bin, kann ich mich von den Konsumterror nicht freisprechen.

Nachdem ich lange vergeblich versucht habe, mein Verhalten zu ändern, frei nach dem Motto „jetzt setz endlich um, was du besser weißt“, hinterfrage ich jetzt erst mal den Wirkmechanismus.

Von klein auf an imitieren wir, machen das was uns vorgelebt wird, nehmen begierig auf, was die Umwelt uns präsentiert. Doch alles was wir sehen ist Besitz, etwas haben, etwas können, Massen von Geräten und Gegenständen. Die Umwelt schreit das Kind buchstäblich an. Dazu kommen die jahrelang trainierten Verhaltensmuster:

„Lerne, damit etwas aus Dir wird.“

Der Mensch im Kind ist aber schon, ganz ohne lernen…?

„Du kannst das doch (noch) nicht.“

Andere können/wissen es besser als Du.

„Das macht man nicht.“

Deine Wünsche/Vorstellungen zählen nicht, was zählt ist das Maß der anderen.

Um es klar zu stellen – mir geht es nicht darum, danach zu fragen, warum wir unsere Kinder derart verunsichern. Ich beschreibe lediglich einen Zustand.

Aus dem systematisch demontierten

Selbstwertgefühl (ich habe kein Gefühl für meinen Wert),

Selbstvertrauen (ich vertraue mir weniger als anderen)

und der Selbstachtung (ich bin ja weniger als andere)

erwächst ein überproportional gesteigertes Bedürfnis nach Bestätigung. Andere sind nötig aber auch verantwortlich dafür, dass es mit gut geht/wie ich mich fühle. Um aber diese Bestätigung, die nötige Anerkennung zu erhalten, muss ich etwas herzeigen können (einfach ich sein reicht ja nicht s.o.). Um allerdings etwas herzeigen zu können, muss eine tolle Leistung (in den Augen anderer) vollbringen, was mir mangels Selbstvertrauen u.ä. schwer fällt und auch mühsam ist. Einfacher ist da der Umweg über materialistische Qualitäten (z.B. Besitz). Angefangen vom aufgeräumten Vorgarten, über das Auto bis hin zum neuen Fernseher oder den tollen Urlaub und so weiter. Der „Konsum“ dient also als Krücke, als Krücke bestehende Defizite auszugleichen.

Wenn ich also wieder mal etwas haben will, etwas besitzen möchte, gräme ich nicht mehr mit meiner Unzulänglichkeit, sondern freue mich über die obige Erkenntnis und sage zu mir „das braucht Du nicht“. Das zu entwickeln allerdings dauert, denn die lang gelernten Mechanismen und eingeredeten Gefühle sind noch immer präsent. Da ich erkannt habe, was Besitz und, Konsum für mich bedeuten, kann ich jetzt daran gehen, meine Bedürfnisse auf anderem Wege zu befriedigen. Doch auch das ist schwierig, denn zuerst muss ich mir meiner Bedürfnisse bewusst werden (will ich das neue Auto, oder doch eher den Neid meiner Nachbar oder vielleicht einfach das eigene Gefühl etwas wert zu sein) und dann erkennen, dass ich sie NUR SELBST befriedigen kann. Angefangen mit dieser persönlichen Unabhängigkeitserklärung geht es dann los.

Willkommen zum Abenteuer des selbstbestimmten und selbstverantwortlichen Lebens. Wer nun glaubt, all dies sei leicht und schnell zu erledigen, sei angenehm, der möge doch bitte weiter den billigen Weg über teuere Krücken nehmen. Ach ja, und das auch noch: ein zu zahlender Preis ist das Unverständnis, ja sogar die Ablehnung meiner Mitmenschen, die ja auf einmal die Macht über mich verloren haben.

Eike Elser

Wer ist der Chef?

Posted in Ungefiltert by ER on 23. Januar 2009

Wir alle sind alleiniger Chef in unserem Kopf. Alle quälenden Gedanken kommen von uns.

Die Frage

„Warum muss ich …“

ist keine echte Frage, sondern ein Vorwurf, ein Vorwurf der eigentlich lauten sollte

„Du/Ihr sollt mir helfen..“.

Fakt ist aber, dass diese Vorwürfe nie gehört werden, wenn Sie nicht sachlich und ruhig vorgebracht werden. Frei nach dem Motto „Wenn Du etwas nicht direkt sagen kannst/willst, dann ist es auch nicht wichtig/richtig“ tarnen wir unsere Botschaft bis zur Unkenntlichkeit.

Um schwierige Situationen zu meistern, gilt es, zunächst das eigentliche Problem zu erkennen. Das heißt die drückende Aufgabe zu beschreiben und nicht zu klagen.

Wenn erst einmal klar ist, was gemacht werden muss, erkenne ich zumindest immer wieder wie gering das „Problem“ eigentlich ist. Damit hebt sich automatisch meine Laune und der Ärger über unglückliche Umstände ist weg.

Es ist eine unumstößliche Tatsche, dass ärgern über das Verhalten anderer bedeutet, das ich diesem Menschen oder Umständen die Macht über mein erLEBEN gebe. Ich lehne damit die Verantwortung für das was mir wiederfährt ab und gebe anderen die Schuld. Das allerdings, habe ich mir geschworen, ist nicht akzeptabel.

Wenn ich mich über Dinge ärgere, die ich nicht ändern kann, sehe ich darin vielmehr ein Zeichen von Schwäche und Feigheit. Ich vergeude Kraft und Energie, mache mich selbst handlungsunfähig nur um nicht das anfassen zu müssen, was mich wirklich stört, was gemacht werden muss.

Wie gesagt, das gilt für mich.

Eike Elser

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Halte Dich von Leuten fern

Posted in Ungefiltert by ER on 23. Januar 2009

die Fehler finden.

Es gibt Menschen, die legen Wert darauf, Fehler zu finden. Halte Dich von diesem Menschen fern.

Das Problem besteht nämlich darin dass derartige Menschen nichts schaffen und erreichen wollen,sondern immer und immer wieder Ihrer Aufmerksamkeit und damit Ihr Denken und Handeln auf Dinge richten, die nicht wie gewünscht laufen. Solche Leute können nichts – sie sind bestenfalls Verwalter des Mangels.

Und – in ihrem Umfeld gedeihen Schuldzuweisung, Ausreden, gegenseitiges Vorhalten. Wenn hart auf hart kommt, bekommst Du dann auch noch etwas ab. Also wenn wieder mal einer kommt, der behauptet, das buchstäbliche Haar in der Suppe zu finden und sich wohlmöglich noch damit brüstet, sage einfach, „Ja, wirklich, hmmm“ und haue ab.

Eike Elser

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Neue alte Armut

Posted in Selbstversorger, Ungefiltert by ER on 23. Januar 2009

Dieser Artikel ist in der Juni/Juli-Ausgabe von „Der Rabe Ralf“, dem Berliner Umweltmagazin erschienen.

armdurchsparsamkeit

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